Im Jahr 2016 startete der Gewerbeverein KMU Münchenbuchsee sein neues Projekt „Gewerbe trifft Schule“. (Früher lief das Projekt unter dem Namen „BIWI“ Bildung und Wirtschaft.) Das neue Konzept soll den Schülerinnen und Schülern verschiedene Berufe und deren Möglichkeiten für eine künftige Berufslehre aufzeigen.

Die Jugendlichen sollen einen ersten Kontakt zur Berufswelt und den Betrieben in der Gemeinde erhalten. Gleichzeitig soll die Attraktivität zu den handwerklichen und gewerblichen Berufen gesteigert, Vorurteile zu gewissen Berufen abgebaut und die Wahl zur Berufsbildung und dem Lehrstellenmarkt innerhalb des Dorfes Münchenbuchsee gestärkt werden. Das Projekt soll nicht nur zu einer wertvollen Informationsplattform für Schülerinnen und Schüler werden, sondern auch Eltern und Lehrkräften wichtige Informationen vermitteln. Dies gab dem Gewerbeverein KMU Münchenbuchsee den Anlass, zusammen mit verschiedenen Vereinsmitgliedern und der Schule für die Schülerinnen und Schüler der 7. und 8. Klasse einen Schnuppertag in unterschiedlichen Betrieben in der Dorfgemeinde zu organisieren. Das Projekt „Gewerbe trifft Schule“ wurde offiziell in das Berufsbildungskonzept der Schule integriert.

Schliesslich war es soweit, und das Projekt konnte zum ersten Mal über die Bühne gehen. Alle Siebt- und Achtklässler und deren Eltern wurden mit einem Flyer über den Anlass informiert. Die Jugendlichen hatten die Möglichkeit, sich zwei Firmen auszusuchen, bei denen sie mehr Informationen zu einem Beruf erhalten möchten. Am Donnerstagnachmittag, 30. März 2017, zirkulierten schliesslich rund 150 Schülerinnen und Schüler in Gruppen durch Münchenbuchsee und lernten jeweils bei zwei verschiedenen Betrieben während ca. 1.5 Stunden die Berufe kennen. 37 Betriebe des Vereins KMU Münchenbuchsee präsentierten ihre Firma und informierten über die verschiedenen Berufe, deren Berufslehre und -möglichkeiten. Damit die Sicherheit beim Wechsel zwischen den einzelnen Firmen gewährleistet war, war die Polizei an den kritischen Punkten präsent.

Die Jugendlichen hatten die Möglichkeit, in folgenden Betrieben im Dorf einen Einblick in die verschiedenen Berufe zu nehmen:

Iten Elektro AG, Druckerei Varicolor AG, Valiant Bank, Carrosserie und Spritzwerk Schölly AG, Morand Transporte AG, Hegg Sanitär AG, Bank UBS AG, Drogerie Studer AG, AXA Winterthur Versicherung, Kunststoffwerk und Werkzeugbau Marcel Bützer AG, Haustechnik Künzi & Co. AG, Hegg Spenglerei AG, Garage Rothen GmbH, GM Coiffeur GmbH, Abfallentsorgung Schwendimann AG, Architekten Arn + Partner AG, Landwirtschaftsbetrieb Kurt Stettler, E. Wenger Schreinerei AG, Elektro Fahrni AG, Wüthrich Metzg AG, Tiefenbacher Schuhe, Blattwerk Gartengestaltung GmbH, Bodenbeläge O. Tschanz AG, Garage R. Grünig AG, Elektroplanung Schneider AG, Restaurant Häberli’s Schützenhaus, Kunststoffbearbeitung Cellwar GmbH, Baumgartner Maschinenbau AG, Volvo Group (Schweiz) AG, sowie Maler- und Tapezierarbeiten Stöckli + Partner AG und Schmid Storen AG in Zollikofen.

Abgerundet wurde die Veranstaltung in der Aula der Schule Bodenacker mit einem informativen Referat für die Jugendlichen, deren Eltern und den Lehrkräften sowie Networking bei einem feinen Aperitif.

Die Aula war zum Bersten voll mit interessierten Schülerinnen, Schülern und Eltern, als Organisator Andreas Stöckli des Gewerbevereins KMU Münchenbuchsee die Anwesenden begrüsste und über das erstmals durchgeführte Projekt informierte. Er erläuterte, dass der Gewerbeverein den Jugendlichen als erster Schritt in die Berufswelt an diesem Nachmittag einen Einblick in verschiedene Berufsbilder geben wollte. Ebenfalls sollte dieser Anlass auch als Begegnungszone zwischen den Jugendlichen und den verschiedenen Betriebe in der Gemeinde dienen, um ein gutes Gewerbe im Dorf aufzuzeigen, wo die Möglichkeit besteht die Berufe zu schnuppern und später vielleicht sogar eine Lehrstelle mit einer Buchsi Schülerin oder Schüler zu besetzen. Er hofft, dass die Jugendlichen diesen Anlass in der Schule thematisieren, damit auch nächstes Jahr die Siebt- und Achtklässler davon profitieren können. Gemeindepräsident Manfred Weibel betonte in seiner kurzen Rede ebenfalls die Wichtigkeit dieses Anlasses und dass diese Möglichkeiten in der Gemeinde unbedingt genutzt werden sollten.

Schliesslich informierte Daniel Hurter, stellvertretender Direktor der gewerblich-Industriellen Berufsschule Bern (gibb) in seinem Referat „Berufsschule – was erwartet mich?“ über die Ausbildung der verschiedenen Berufsbilder bei der gibb. Die gibb verfügt über 7 Standorte in Bern, beschäftigt 700 Mitarbeitende, unterrichtet 70 Berufe an 7‘700 Berufslernende und Studierende und verfügt dafür über ein Budget von 70 Mio. Franken. Hurter zeigte die verschiedenen Wege einer Berufslehre und deren Weiterbildungsmöglichkeiten auf. Er erklärte, dass es drei Lernorte im Berufsausbildungssystem gibt: die Ausbildung im Lehrbetrieb, die Berufsfachschule und die überbetrieblichen Kurse. Er wies darauf hin, dass Lernende lernen müssen, selbstverantwortlich zu werden, sich bewusst zu werden, dass jeder sein eigener Chef ist, Aufgaben und Projekte frühzeitig anzupacken, Fragen vor den Tests zu stellen, die Zeit einzuteilen und eine Agenda zu führen. Er informierte auch darüber, dass eine Umfrage bei verschiedenen Chefs welche Anforderungen bei Lernenden für sie wichtig sei, folgendes Resultat herauskam:

  1. Hohe Berufsmotivation
  2. Grosse Neugier
  3. Lernwille
  4. Sozialkompetenz
  5. Ausdauer
  6. Kreativität
  7. Fachkompetenz

Daniel Hurter riet, in einem Betrieb mehrmals schnuppern zu gehen, um den Beruf, dessen Anforderungen sowie die Mitarbeitenden des Betriebes genügend kennenzulernen. Auf die Frage, wie der Lehrstellenmarkt momentan aussähe, meinte er, dass es im Augenblick mehr Lehrstellen gäbe als Lehrstellensuchende, sich dies jedoch in einigen Jahren wieder ändern werde.

Zum Abschluss der Veranstaltung wurden die Anwesenden draussen bei frühlingshaftem Wetter mit einem feinen und vielfältigen Aperitif verwöhnt, wo auch ein reger Austausch zwischen Eltern, Lehrkräften, Gewerbetreibenden und Schülerinnen und Schüler stattfand.

Das Feedback der Schülerinnen und Schüler nach diesem Nachmittag war äusserst positiv. Einige Schülerinnen erzählten von ihren Eindrücken bei den einzelnen Betrieben, die sie jeweils während 1.5 Stunden besucht haben:

Eliane und Giulia nahmen Einblick in Häberli’s Schützenhaus als Koch. Sie haben den Betrieb besichtigt, und Kokosmakronen gebacken. Danach wurden ihnen die Vor- und Nachteile des Berufs erläutert und Fragen beantwortet. Anschliessend wechselten sie zur Rothen Garage, wo ihnen der Beruf Automobilassistent/in präsentiert wurde. Dort gab es ebenfalls eine Betriebsführung und Informationen zum Beruf. Anschliessend mussten sie anhand einer Vorlage einen dicken Draht in eine vorgegebene Form biegen. Fazit der beiden Siebtklässlerinnen: „Es war cool, uns haben beide Berufe sehr gut gefallen. Wir könnten uns vorstellen, diese Berufe schnuppern zu gehen. Die Zeit von einer Stunde war sehr knapp. Das nächste Mal sollte vielleicht eine längere Zeit pro Betrieb eingeplant werden.“

Laura und Leana waren beide für den Beruf Drogistin bei der Drogerie Studer. Sie durften sich dort ein eigenes Duschgel kreieren. Sie lernten die Produkte in der Drogerie kennen. Anschliessend haben sie einen Test gemacht, ob sie sich für den Beruf eignen würden. Laura besuchte anschliessend die Valiant Bank und durfte sogar bei der Besichtigung den Tresor anschauen. Nebst den Informationen zum Beruf wurde ihnen auch die Geldzählmaschine demonstriert. Leana war während dem zu Besuch bei der UBS. Auch sie wurde durch die Bank geführt. Es wurden ihr die Informationen auf den Geldnoten gezeigt und erklärt. Natürlich wurde ihr auch der Beruf erläutert. Fazit der beiden Schülerinnen: „Es war bei beiden Betrieben sehr interessant und spannend. Wir bedauern auch, dass es nicht länger ging.“

Leana‘s Mutter war vom Anlass positiv überrascht. Sie fand, dass die Erläuterungen auch für die Eltern in der Aula sehr informativ waren. In kurzer Zeit wurde über Vieles informiert und das Wesentliche übermittelt. Ebenfalls war es sehr interessant, wie aufgezeigt wurde, welche Möglichkeiten es für eine Lehrstelle in Münchenbuchsee gibt.

Auch aus den Reihen der Gewerbetreibenden war nur Positives zu hören. Janos Varga der AXA Winterthur Versicherung findet diesen Anlass eine gute Gelegenheit für die Schülerinnen und Schüler, einen ersten Einblick in verschiedene Berufe zu gewinnen. 28 Jugendliche haben an diesem Nachmittag die Versicherung besucht. Mit einem Film und einer Powerpoint-Präsentation wurde ihnen die Firma vorgestellt sowie die alltäglichen Arbeiten erläutert. Ebenfalls erfuhren die Jugendlichen, was alles versichert werden kann. Noa Savinelli, der bei der AXA Winterthur seine KV-Lehre absolviert und kurz vor den Abschlussprüfungen steht, hat den Schülerinnen und Schülern das Berufsbild und dessen Möglichkeiten erklärt. Varga bedauert, dass die Schüler nicht mehr Fragen gestellt haben. Vielleicht sollte in der Schule vorgängig mit den Schülerinnen und Schüler geübt werden, dass sie sich getrauen, Fragen zu stellen.

Der Gewerbeverein KMU Münchenbuchsee kann auf einen erfolgreichen Anlass zurückblicken. Sowohl das Interesse am Mitwirken der einzelnen Betriebe wie auch die gute und konstruktive Zusammenarbeit mit der Schule sind äussert positiv zu werten. Somit wird es auch im nächsten Jahr wohl wieder heissen: Gewerbe trifft Schule, frei nach dem Motto „Mi Lehr z’Buchsi fägt“.

Weitere Informationen zum Gewerbeverein unter www.buchsikmu.ch, gibb unter www.gibb.ch, und Lehrstellennachweis der Berufsberatung unter www.lena.ch oder www.yousty.ch.

07.04.2017: Ein Artikel aus dem Fraubrunner Anzeiger

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